Als Kind hab ich meine musikalische Ausbildung wie so viele Menschen mit der Blockflöte begonnen. Das war erst mal nicht so schwer, Töne aus der Flöte raus zu bekommen, aber relativ schnell wurde es dann schwieriger, damit die Flöte auch das spielt, was auf dem Notenblatt stand. Meine Eltern haben dann immer motiviert, dass man dazu halt auch üben muss, damit man sich verbessern kann…
Der Titel dieses Beitrags beinhaltet gleich 2 Klischees, mit denen ich gern aufräumen würde. Ton-Technik ist weder reine Männersache, noch fällt sie einem in den Schoß. Wie bei fast allen Dingen kommt Verbesserung mit Erfahrung – und die gewinnt man am besten, wenn man trainiert und sich weiteres Wissen aneignet.
In unserer Gemeinde sind wir mit einigen Mitarbeitern im Technik-Bereich ausgestattet. Dadurch kommt ein Techniker im Durchschnitt alle 4-6 Wochen mal an die Reihe, eine Veranstaltung, einen Gottesdienst oder ähnliches zu mischen. Über diese Frequenz lässt sich natürlich nur schwer schnell eine Verbesserung erreichen, also gilt es, wenn man sich verbessern möchte, sich auch zwischen den Diensten mit der Materie auseinander zu setzen.
Was soll ich denn üben?
1. Zuhören
Um besseren Sound hin zu bekommen, ist es wichtig den aktuellen Klang richtig beurteilen zu können. Also ist es zunächst einmal wichtig zu lernen, wie man richtig hört.
Na klar – technisch können die meisten von uns schon hören – aber wie beurteile ich den Klang der Musik? Worauf achte ich?
Um Deine Fähigkeiten beim Musik hören zu verbessern, musst Du zunächst mal aufmerksam hin hören. Ich höre viel Musik – in der allermeisten Zeit allerdings nebenbei, während ich etwas anderes tue. Setz‘ Dich mal hin und höre aufmerksam Deine Lieblings-CD, ohne etwas anderes nebenbei zu tun! Hör genau hin, welche Instrumente spielen. Konzentriere dich abwechselnd auf einzelne Instrumente, wie sie klingen und was sie spielen – und dann wieder auf den Gesamt-Klang. Lerne herauszuhören, wie auf unterschiedlichen Aufnahmen die verschiedenen Instrumente klingen.
Beginne am besten mit nicht mit einem Sinfonie-Orchester, sondern mit einem einfachen Arrangement, wo wenige Instrumente spielen, um sie gut auseinander halten zu können. Kannst Du heraus hören, aus welchen Trommeln das Schlagzeug besteht? Wie viele Gitarren hörst Du? Wie viele Vocals? Welche anderen Instrumente sind dabei?
Beim aktiven zuhören kannst Du dein Gehör auf die Aufgabe trainieren, die Du beim Soundcheck ständig hast: beurteile den Klang einzelner Teile und den gesamten Mix. Und das kannst Du ganz ohne aufwändiges Equipment oder Band machen.
2. Frequenzen hören
Eine weitere Möglichkeit sein Gehör zu schulen besteht darin, Frequenzen abzuschätzen. Häufig muss man als Techniker Einstellungen korrigieren, die mit Frequenzen zu tun haben, das fällt allerdings schwer, wenn man nur raten kann, in welchem Frequenzbereich das Problem vorliegt.
Es gibt sicher viele Möglichkeiten, das abschätzen von Frequenzen zu üben, ich möchte Euch heute nur kurz auf das Tool „Quiztones“ hinweisen (http://www.quiztones.com/). Das Tool bietet viele Möglichkeiten, das Abschätzen von Frequenzen zu üben. Es ist unter anderem auf Smartphones verfügbar, so dass Ihr auch einfach unterwegs mal üben könnt. Und – nein, ich bekomme keine Provision 😉
3. Umgang mit dem Mischpult
Musik spielt sich in Echtzeit ab – das ist nun mal so. Und je weniger man in Echtzeit nachdenken muss, desto besser ist das Ergebnis. Es ist also gut, sich auf seinem Mischpult „im Schlaf“ auszukennen – also nicht lange nachdenken zu müssen, wo sich eine Einstellung befindet, die gerade benötigt wird. Auch das kommt am besten durch Training. Je öfter Ihr mit Eurem Mischpult arbeitet und je besser Ihr die Belegung standardisiert, desto intuitiver könnt Ihr es bedienen. Macht Euch also Gedanken über ein standardisiertes Kanal-Layout, so dass Ihr den Regler für ein Instrument oder eine Stimme nicht erst suchen müsst.
4. Mischen der Band
Nutzt jede Möglichkeit, das Mischen zu üben. Proben Eure Musiker in der Gemeinde? Gut! Schon gibt es Gelegenheit auch das Mischen zu üben! Seid bei Proben mit dabei, so wie die Musiker üben, könnt Ihr das auch gleichzeitig tun.
Habt Ihr einen Mehrspur-Recorder zur Verfügung? Prima! Schon könnt Ihr Aufnahmen verwenden, und diese hinterher abspielen und üben es abzumischen! Ihr könnt mit Equalizer und Effekten experimentieren, so dass Ihr Erfahrung bekommt, welchen Einfluss sie auf Euren Mix haben!
5. Mischen ohne Band
Habt Ihr nicht die Aufnahme oder Abspiel-Möglichkeiten, für mehrere Spuren am Mischpult, gibt es kostenlose Möglichkeiten, das zu Hause per Software auf dem PC zu machen. Dazu benötigt Ihr ein eine Digital-Audio-Workstation Software (DAW). Kostenlos ist z.B. von Presonus eine Version von Studio one zu haben: http://www.presonus.com/products/studio-one/download
Dazu passend kann man hier: http://www.cambridge-mt.com/ms-mtk.htm Mehrkanal Audio Projekte herunter laden, um diese dann in der Software abzumischen, als wärt Ihr am Mischpult. Experimentiert mit dem Equalizer, um den Klang einzelner Spuren zu verändern, probiert Effekte aus, sammelt Erfahrung!
Es gibt also viele Möglichkeiten, Eure Fähigkeiten zu verbessern – auch außerhalb des Gottesdienstes, wenn Ihr hinter dem Mischpult sitzt. Jetzt ist es an Euch…